Umweltministerin Priska Hinz und Sozialminister Kai Klose diskutierten heute gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Arbeitswelt, Wissenschaft sowie Kommunen über neue Arbeitsformen als Zukunfts modell für die ländlichen Räume.
„Mobiles Arbeiten, Homeoffice und Co-Working bieten neue Perspektiven für ein Leben auf dem Land: Wer zuhause arbeitet, kann häufig Familie und Beruf besser miteinander vereinen und wer weniger pendelt, trägt zum Klimaschutz bei. Wir wollen, dass unsere Dörfer keine Schlafdörfer sind, aus denen morgens Autokolonnen in die Städte fahren, sondern wir wollen einen lebendigen ländlichen Raum stärken, wo Menschen einkaufen können, es Treffpunkte im Ort gibt und für Unternehmen eine Zukunft. Mobiles Arbeiten trägt dazu bei und macht auch den ländlichen Raum attraktiver für junge Menschen“, sagte Hessens Umweltministerin Priska Hinz heute bei der digitalen Konferenz zu neuen Arbeitsformen in den ländlichen Räumen. Sozial- und Integrationsminister Kai Klose betonte im Rahmen seines Impulsvortrags, dass die unter Corona-Bedingungen oft improvisierten Lösungen jetzt konkret gestaltet und verbindlich geklärt werden müssten: „Die Frage, wie mobile Arbeit gut – das heißt, gesund, effektiv und menschengerecht – gestaltet werden kann, ist zukunftsweisend. Denn im Zuge der Digitalisierung der Arbeitswelt wird es darauf ankommen, auch an diesen neuen Arbeitsplätzen ein gutes Niveau des Arbeits- und Gesundheitsschutzes für die Beschäftigten sicherzustellen und dafür Sorge zu tragen, dass psychische und physische Belastungen auch bei mobiler Arbeit im Homeoffice vermieden werden.“ Das ortsflexible Arbeiten eröffne attraktive Möglichkeiten, bringe aber auch viele Herausforderungen mit sich, so Klose weiter.
Die Konferenz ist Teil des Dialogprozesses, den die Landesregierung im Rahmen des Aktionsplans „Starkes Land – gutes Leben“ angestoßen hat. Ziel ist es, mit Bürgerinnen und Bürgern, Verbänden, Vereinen, Unternehmen, Kommunalpolitikerinnen und -politikern in den Austausch zu treten, Informationen weiterzugeben und Anregungen für Neues aufzunehmen, um so die ländlichen Räume zu stärken.
Wie die Konferenz anschaulich zeigte, gibt es neben Home-Office und Firmenbüros auf dem Land weitere Arbeitsmodelle, wie zum Beispiel Coworking-Spaces. „Ich halte es für sinnvoll, wenn Unternehmen und Gemeinden sich über diese verschiedenen Möglichkeiten austauschen und innovative Angebote schaffen. Arbeitgeber können damit die Zufriedenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erhöhen und Neue gewinnen, da weite Arbeitswege entfallen. Die Kommune kann die Attraktivität ihres Dorfes steigern, denn neue Arbeitsorte im Ort sind häufig nicht nur Arbeitsplätze: Es kommt ein Café oder ein Kulturtreffpunkt hinzu, häufig werden dafür alte leerstehende Häuser saniert. Projekte von Kommunen können wir mit Fördermitteln aus der Regionalentwicklung finanziell unterstützen“, erklärte Ministerin Hinz.
Susanne Dähner vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung bestätigte, dass innovative Arbeitsformen zu einer neuen Wertschöpfung in den ländlichen Räumen führen können und empfahl Kommunen und Verwaltungen, Neues auszuprobieren und zum Beispiel zunächst mit temporärer Angebote für mobiles Arbeiten zu beginnen. Jonathan Linker, Gründer der Inititative HOMEberger, berichtete von seinen Erfahrungen mit Coworking-Spaces, dass diese Quelle täglicher Kreativität sein können und das soziale Miteinander die Arbeitszufriedenheit erhöhen. In der anschließenden Diskussion, an der auch Marion Frohnapfel, Bürgermeisterin der Gemeinde Nüsttal und als Arbeitgebervertreter Karim Ben Sliman von der R+V Allgemeine Versicherung AG teilnahmen, sprachen sich alle dafür aus, die Erfahrungen der vergangenen Monate zu nutzen, um die Vision einer neuen Arbeitswelt zu konkretisieren. „Derzeit arbeiten sehr viele Menschen im Homeoffice. Arbeitnehmer und Arbeitgeberinnen erkennen viele Vorteile, aber auch Nachteile. Wir wollen aus diesen Erfahrungen lernen und gemeinsam Möglichkeiten erarbeiten, damit mobiles Arbeiten für alle ein Gewinn ist: Für Beschäftige, die Unternehmen, die ländlichen Gemeinden und die Umwelt. Heute war der Auftakt dafür und wir werden im Rahmen von verschiedenen Workshops mit Kommunen, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft in den kommenden Monaten weiterarbeiten“, erklärte Hinz.
Herr Prof. Dr. Wolfgang Schroeder, vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel stellte passend dazu die Ist-Situation des Homeoffice in Hessen auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse dar und beleuchtete einige zentrale Ansatzpunkte für eine zukünftige, gute Ausgestaltung von Arbeit im Homeoffice. Claudia Flake vom Fachzentrum für systemischen Arbeitsschutz beim Regierungspräsidium Gießen konkretisierte zunächst, welche Belastungen und Ressourcen sich am heimischen Arbeitsplatz ergeben können. Anschließend illustrierte sie an Beispielen aus der Tätigkeit der hessischen Arbeitsschutzbehörde, welche Fragen, aber auch welche best practice Beispiele es in hessischen Betrieben aktuell gibt. Die Perspektive von Frauen im Homeoffice wurde von Judith Kolbe in ihrer Funktion als Fachdienstleitung des Büros für Frauen und Chancengleichheit des Kreises Groß-Gerau aufgegriffen. Sie wies – für die Situation der Corona-Pandemie – auf die besonders hohe Belastung Alleinerziehender hin und unterstrich, dass die Inanspruchnahme von Homeoffice nicht dazu führen darf, tradierte Rollen und Familienpflichten zu verfestigen.
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